Zuckerbrot und Peitsche

Vorhang auf, Konfetti in die Luft, rollt den lilafarbenen Teppich aus,

Myri ist da. Und wenn die Leser keine Bücher haben, so sollen sie doch die Heels&Herz-Kolumne lesen! Dazu Kuchen für alle, wir tanzen auf der Guillotine, ich bin Myrie Antoinette, in meinem Kopf ist Versailles, ich frühstücke Dekadenz und feiere alles und nichts, aber vor allem… mich.

 

Myrie_Antoinette

Wenn man 21 Jahre alt und von der Liebe so ziemlich enttäuscht wie der Pöbel von Marie Antoinette ist, bleibt einem auch nichts anderes übrig, als die Feste so zu feiern, wie man fällt. Oft und hart.

Und wenn man 21 Jahre alt ist und erkannt hat, dass alles, was einem auf Ewig bleibt, man selbst ist, dann sollte man dementsprechend leben. Fröhlich, euphorisch und liebenswürdig, vor allem zu sich selbst.

Und wenn man dann die Möglichkeit hat, diese Euphorie öffentlich zu machen, eine Kolumne für bibflirt zu schreiben, dann sollte man dazu wie zum dritten Stück Torte laut “Ja!” sagen.

 

Deswegen bin ich nun also hier, lasse euch in meiner Kolumne in mein Leben und meinen wirren Myri-Kopf gucken und berichte, wie das Leben so ist, wenn man viel liebt, vor allem aber erst mal sich selbst. Eine Person, die ich geliebt habe, meinte irgendwann zu mir, dass ich immer 200% will und dass mir das niemand geben kann. Damals habe ich 200% meiner Tränen vergossen und gedacht, ich würde ewig nach Mehr suchen, umher irren und unglücklich sein, weil niemand so viel fühlt wie ich. Bis ich irgendwann zu der mathematischen Meisterleistung gelangte, dass ich noch 100% Liebe übrig habe, selbst wenn ich eine andere Person ganz und gar liebe. Und diese 100% sind dann für mich.

Meistens ist der Rest dann ganz leicht und manchmal, wenn man wie ich gerade eine Trennung verarbeitet, ist dieser Respekt für sich selbst es, der einen ein klein wenig aufrechter, ein klein wenig selbstbewusster und hoffnungsvoller gehen lässt. Auch wenn es nur zum Weinregal ist. Und danach zum Schokoladen-Fach. Und danach in den Supermarkt in die Weinabteilung. Und danach in die Süßigkeiten-Abteilung.

Und dann zum Wodka.

 

Und ja, ich sitze gerade mit meiner Katze und einem Glas Wein (dass es das dritte heute ist, verschweige ich) vor meinem Laptop und singe “All by myyyyseeeeelf!”

Aber ich weiß, dass myself verdammt viel ist. Manchmal wie bei Oskar aus dem Buch “Extrem laut und unglaublich nah” sogar zu viel. Dann fühle ich zu viel und mein Inneres reibt am Außen. 200%.

 

Wenn neben den 200% Myri noch Zeit ist, studiere ich Literatur und Gender an der Universität Konstanz, was also bedeutet, dass ich mich da auch noch einmal mit Selbstüberschätzung, gebrochenen Herzen und, nunja, Phallus-Symbolen auseinander setze.

Und wenn Werther sich unendlich unglücklich die Kugel gibt, kann ich nur obszön grölend verkünden, dass er selbst sich das wichtigste hätte sein müssen. Man, Goethe!

 

Myri1Man sagt ja, dass in jedem Zyniker ein enttäuschter Idealist steckt. Und nun ratet mal, wie himmelhoch idealistisch und wie abgrundtief enttäuscht ich war.

 

Aber der Idealist ist ja noch da, irgendwo tief in mir vergraben, mampft Schokolade und gönnt sich ein, zwei Fläschchen Wein.

Also begleitet mich doch ein wenig und seht, ob ich ihn wieder ans grelle Tageslicht locken kann. Und wenn nicht, dann erfreut euch zumindest an meinen hoffnungsvollen Versuchen. Scheinwerfer an, Myri tapst durchs Single-Leben Version 264. Ich freue mich.

6 Comments

  • Februar 20, 2014

    Nassi

    Wow, dein Text hat mich wirklich gefesselt. Vom Idealist zum Zyniker… Ich bin gespannt, wie es weitergeht!!!

  • Februar 20, 2014

    Tonis

    Bin gespannt, hört sich interassant an…

  • Februar 22, 2014

    Tänne

    Hey hey, mademoiselle! :)

    Man merkt, dass du Slamerin bist. Ich kann mir dich gut auf der Bühne vorstellen & freu mich auf mehr! Wie schmeckt denn Dekadenz zum Frühstück? :D

  • Februar 22, 2014

    Chip

    Haha einfach genial! :) Gönn’ ich mir den Text mit nem Bierchen und pruste mich weg mit dem armen Wertherchen….wär’ er mal selfy genug gewesen der olle Hipster! :D

  • Februar 22, 2014

    Wiebinichhiergelandet

    Das ist der erste Beitrag den ich hier lese und muss sagen bin überrascht.
    Sehr schön zu lesen und der Inhalt regt zum Nachdenken an.
    Man findet viele der eigenen Gedanken in fremden, hübsch formulierten Sätzen wieder.

    Hoffentlich folgt noch mehr.

  • Februar 23, 2014

    Myri

    Danke ihr Lieben! :)

    Dekadenz zum Frühstück schmeckt wie Selbstliebe zum Abendessen. Unendlich köstlich. :)