“Sind wir nicht alle ein bisschen Elmar?”

Wer meinen letzten Post gelesen hat, weiß dass ich ein wenig mit mir gehadert habe. Zelebriere ich öffentlich meine Glückseeligkeit und penetriere euch mit meinem Hochgefühl der Liebe oder wühle in den Tiefen meines Inneren, um euch mit den Qualen meiner Vergangenheit zu beglücken? Wäre ja durchaus spannend(er).


Mal dezent übertrieben ausgedrückt.


Ich habe mich natürlich dazu entschieden, euch – wie gewohnt – eine bunte Mischung zu servieren. Genau wie jeder andere auch, bin ich nicht dauerhaft glücklich, traurig, wütend… Manchmal bin ich alles auf einmal. Manchmal weiß ich nicht, was ich bin. Diesen Zustand nenne ich “schwebig”.


Und auch daran werde ich euch teilhaben lassen, ob ihr wollt oder nicht. Klar, könnte ich mir jetzt ein Konzept überlegen, wonach ich jeden Beitrag baue. Gut, in gewisser Weise mache ich das natürlich auch. Nur eben nicht gefüglsmäßig festgelegt.


Ich bin wie Elmar, der bunte Elefant. Irgendwie komisch. Irgendwie anders als die anderen. Und am Ende stellt sich heraus, dass  alle unter ihrer dicken Maske aus Elefantenhaut bunt und fluffig sind. Nur hat der Großteil sich der Herde angepasst, seine Persönlichkeit mit der grauen Masse vermischt. Wusste vielleicht gar nicht mehr, dass er selber bunt und verrückt ist. Anpassung war normal.


Ich weiß noch, ich hab vor etlichen vor Jahren ein Gedicht über Masken in der Gesellschaft geschrieben. Keine Ahnung, ob ich das noch irgendwo habe, aber im Grunde teile ich die Einstellung meines damaligen, von der Pubertät und den Zwängen der Gesellschaft überwältigten Ichs noch immer: Die Menschheit ist schon so sehr mit ihrer eigenen Maske verwachsen, dass – selbst wenn man es schafft, sie frühzeitig wieder abzunehmen – man sie nie ganz los wird. Es dauert bis die groben Abdrücke der Klammern, welche die Mundwinkel oben hielten, verblassen. Bunte, angerissene Fetzen eines fröhlichen Gesichtes werden die Haut zieren… Auch wenn man mittlerweile festgestellt hat, dass es immer (ich wiederhole: immer!) besser ist, man selbst zu sein. Diese Erkenntnis braucht aber ihre Zeit. Es braucht Kraft, sich selbst zu befreien, den inneren Elmar freizulassen und ihn auch in der Öffentlichkeit zur Schau zu tragen.


Mit zur Seite geneigtem Kopf stehe ich also vorm Spiegel. Lege die Stirn in Denkfalten und lächle mein Spiegelbild an. Meine Phantasie spielt mir einen Streich und ich sehe die Fetzen meines alten – längst abgelegten – Gesichts vor mir aufblitzen. Doch ich schüttel es ab und grinse selbstzufrieden:
“Ha! Ich bin stärker, du Flitzpiepe!“*


Lange Rede, kurzer Sinn: Kinder, ich bin happy, aber ich bin genauso oft auch schlecht drauf oder irgendwas dazwischen. Ich bin weder schwarz noch weiß. Ich bin Elmar. So wie jeder. Und so ist auch mein Blog, mein Schreibstil, meine Küche im Kopf. Wir sind Elmar.


Tüddelü.
Eure Tänne

 

*Jahrelange Erfahrung mit Sätzen wie “Boah, Tanja… du bist nicht witzig!”  härten nunmal ab. Bin ich wohl! So. 

 

 

Foto: Ricardo Williams CC BY NC ND 2.0

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