„Nie wieder Hütchenspiel. Nie wieder in die Spielothek!“

„Es fing alles ganz harmlos mit Monopoly an…“ beginnen Die Ärzte ihren Song Nie wieder Krieg. Nie mehr Las Vegas. und so oder so ähnlich ist wohl auch der Beginn des Flirtlebens eines jeden Menschen. Ich persönlich habe immer einen dicken Ohrwurm von Tanja_V3dem Lied, sobald ich wieder in der Flirt- und Kennenlernphase mit einem potenziellen Partner für etwaige beziehungstechnische Möglichkeiten stecke.

 

Ich habe nämlich keinen Bock auf Spielchen spielen.

Doch es läuft immer wieder darauf hinaus, wer sich zuerst meldet, wer zuerst nach einem Wiedersehen fragt, wer den ersten Schritt beim Kuss macht. Alles ist ein kleiner Machtkampf und das Buhlen um die stärkere Position. Jeder will bestätigt werden. Jeder braucht einen Hauch von Sicherheit.

Das ist in einem gewissen Maße ja auch völlig legitim. Wer kämpft schon gerne für etwas, das eh aussichtslos zu sein scheint? Wenigstens einen kleinen Brocken Aufmerksamkeit muss man seinem Gegenüber ja hinwerfen, damit dieser – wie ein ausgehungertes Huhn danach pickend – weiter um größere Brocken Zuneigung werben kann. Wo einmal ein „Guten Morgen, ich wünsch’ dir nen schönen Tag!“ herkam, könnte ja auch ein „Na, was machst du am Wochenende? Wollen wir was zusammen unternehmen?“ verborgen liegen. Wenn man das Huhn nicht füttert, hat es natürlich irgendwann keine Kraft mehr, auch wenn es noch so hungrig ist. Und wir sind doch alle hungrig nach Liebe. Geborgenheit. Nähe.

Selbst wenn ich immer sage, wie eklig ich einander anschmachtende Turtelmenschen in der Innenstadt oder wild knutschende Wir-Personen finde, tief in meinem kleinen Herzen möchte ich auch endlich wieder eklig sein. Und ich meine hier jetzt nicht eklig im Sinne von grandiosen 70er/80er-Jahre-Zombie-Splatter-Filmen (Liebe.) Nein, ich meine eklig im Sinne von im Park im Schoß meines Freundes liegen und mir mit Bratwurst-Geruch in der Nase und Bierchen in der Hand meinen Arm streicheln lassen.

Doch wie kommt man nun zu diesem Punkt? Warum kann man eigentlich nicht einfach sagen „Hallo, ich mag dich, lass uns zusammen sein!“, wenn man sich danach fühlt? Macht man sich dadurch uninteressant? Ist die Spannung weg? Die Jagd sinnlos?

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Bevor man irgendwas sagt, womit man sich blamieren oder den anderen verschrecken könnte, redet man lieber erst mal nur Blödsinn und bettelt mit den andeutungsvollsten Andeutungen quasi nach einer Reaktion. Hauptsache vermeintlich unauffällig, um sein Ego nicht direkt zu verärgern. Und danach fragt man sich, wieso man nicht direkter war. Es würde so viele unnötige Gedanken sparen, wenn man einmal mehr das sagt, was man denkt. Scheiß aufs Ego! Und wenn dazu keine Reaktion kommt, weiß man früh genug Bescheid wo man steht. Nur positiv. Aber leider nicht immer einfach.

Früher war ich so direkt. Als ich mit meinem Ex-Ex zusammenkam, setzte ich mich einfach bei einer Party auf seinen Schoß und küsste ihn. Just like that. Seine Reaktion „Ich dachte wir sind Freunde?!“ Minimales Drama gestartet, doch kurze Zeit später zusammen gewesen. Hat funktioniert. Aber: Ich habe keine Lust mehr, immer diejenige zu sein, die einen Seelenstriptease vollzieht und dann am Ende vielleicht einfach nur mit heruntergelassener Büx dasteht und sich für ihre emotionale Nacktheit in Grund und Boden schämt. Es würde tatsächlich gut tun, wenn sich zur Abwechslung mal jemand mir gegenüber zuerst emotional entblößt. Der Sand in meinem Seelentrip-Stundenglas ist durchgelaufen, der nächste Spieler ist an der Reihe. Vielleicht setze ich gerade sogar eine Runde aus und auf meiner Ereigniskarte stand „Lehne dich zurück und genieße die Zeit. Karma meint es gut mit dir, du wirst sehen!“

„Das Spiel ist das einzige, was Männer wirklich ernst nehmen.
Deshalb sind Spielregeln älter als alle Gesetze der Welt.“

Mann und Frau sind wohl einfach Jäger und Sammler, die einander brauchen, um zu überleben. Jeder hat seine Stärken und Schwächen, mit denen er spielen kann und die den anderen ergänzen. Manchmal frage ich mich, was von beiden ich bin. Rein evolutionstechnisch gesehen, sollte ich ja die Sammlerin sein, doch ich jage viel zu gerne. Sternzeichen Schütze durch und durch und… durch. Der Jagd müde. Ruhende Kriegerin auf der Suche nach ihrem Krieger, der sie wieder aufpeppelt und zurück aufs Spielfeld holt.

Spiele sind okay, solange man sich einig ist: Flirten soll Spaß machen! Mensch ärgere dich nicht! und dennoch passiert es immerzu. Ja, es ist aufregend, nicht hundertprozentig zu wissen, was Sache ist. Sich necken und blöde Sprüche reißen, lassen die Schmetterlinge im Bauch albern kichern. Die kleinen Unsicherheiten des Alltags machen das Spiel interessant. Werde ich am Ende siegen oder gehe ich nicht über Los und ziehe keine 4.000€ ein?
Wenn er allerdings Monopoly spielt und sie Das Nilpferd in der Achterbahn, ist es kein Wunder, dass das Spiel irgendwie unbefriedigend ist… aber wenn man sich auf einem gemeinsamen Spielfeld befindet, nach denselben Regeln spielt und sich wohl dabei fühlt, dann ist es eine gute Partie und man sollte am Ball bleiben.

Oder wie seht ihr das?

Tüddelü.
Eure Tänne

 

Foto: "Jennifer Saalfrank" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)

5 Comments

  • April 11, 2014

    Wiebinichhiergelandet

    Heyho Tänne,
    Beziehungen sind also wie Hühnchen, sie müssen gefüttert werden :D
    Ich kann gut nachvollziehen, was du geschrieben hast, manchmal fühlt sich
    das soziale Miteinander mit dem anderen Geschlecht wie ein Machtkampf
    an, aber nicht immer.
    Ich denke dazu, dass man sich auch nicht zu ernst nehmen darf, mit der
    emotionalen Entblößung und dem Stolz. Hau einfach alles raus und wenn nichts
    oder gar was unverschämtes zurück kommt, dann darf man das nicht auf sich
    beziehen, weiter gehts. Wer Angst vor Fehlern hat, ist in die falsche Spezies
    geboren worden. Wunden heilen und: “But it ain’t about how hard ya hit.
    It’s about how hard you can get it and keep moving forward. How much you
    can take and keep moving forward.” (Rocky :D )
    So genug der verwurschtelten Floskeln, aber dachte ich äußer mich mal wieder
    und mache hier nicht den stillen Beobachter.

    MfG

    • April 28, 2014

      Tänne

      Heyho zurück,
      vielen Dank für deine Äußerung, ich freue mich immer sehr darüber. ;)

      Ich stimmte dir vollkommen zu, dass man sich nicht zu ernst nehmen darf. Solange man selbst mit sich im Reinen ist, sollte einem eh völlig wumpe sein, was dabei rumkommt.

      Rocky Balboa ist nun mein neuer Motivations-Trainer. Danke dafür. :D